Reduzierung der Anbaufläche um 25 Prozent und Umstellung auf biologisch-organische Bewirtschaftung. Unter der neuen Führung von Erich Polz jun. kehrt das traditionsreiche Familienunternehmen zurück zu alten Wurzeln.
Es ist eine Mischung aus Revolution und Evolution, die derzeit am renommierten Weingut Polz in Strass in der Südsteiermark stattfindet. Erich Polz jun., der im vergangenen Jahr das traditionsreiche Weingut von Vater Erich und dessen Bruder Walter übernommen hatte, fokussiert sich ab sofort auf das, was Polz einst groß gemacht hat: Konzentration auf das Vinifizieren von herausragenden Weinen aus den Top-Lagen der Region wie Grassnitzberg, Hochgrassnitzberg oder Obegg. Schon jetzt wurde die Anbaufläche von 105 Hektar auf 85 Hektar verkleinert, in naher Zukunft sollen etwas weniger als 80 Hektar bewirtschaftet werden – und diese ausschließlich biologisch-organisch. Nicht mehr zum Weingut Polz zählt das Hotel am Pössnitzberg, die Weinflächen in Leutschach sowie die Vinofaktur in Vogau.
Gewonnen wurde durch diese unternehmerische Verschlankung eine neue Freiheit und Beweglichkeit, die Erich Polz jun. nutzt, um die Qualität der Weine auf eine neue Ebene zu heben: „Ein großer Verdienst der Marke Polz ist, dass Verlässlichkeit und Konstanz immer da gewesen sind. Wer Polz trinkt, hat immer etwas sehr Gutes und handwerklich Einwandfreies im Glas. Das ist die Basis unserer Arbeit. Nun wollen wir die Einzigartigkeit unserer Kalkböden aber noch konzentrierter in den Wein bekommen. Es geht um mehr Energie und Struktur sowie um noch mehr Lebendigkeit im Wein.“
Die Umstellung der Bewirtschaftung der gesamten Flächen auf biologisch-organische Landwirtschaft hat bereits begonnen. „Unsere wertvollste Ressource ist die Natur. Es wäre aber unverantwortlich von heute auf morgen alles radikal zu ändern. Wir tragen als Arbeitgeber eine Verantwortung für die Familien von 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Da geht es auch um eine soziale Nachhaltigkeit“, so Polz, der das Weingut der Familie in vierter Generation in eine neue Ära führen will. Unverändert bleibt die wichtige Funktion des Kellermeisters durch Erichs Bruder Christoph Polz, der mit seiner Arbeit im Weinkeller bereits seit 2011 ein verlässlicher Garant für exzellente Weine ist.
Auch wenn GSTK-Lagenweine wie der Sauvignon Blanc Hochgrassnitzberg oder der Chardonnay Obegg regelmäßig für höchste Bewertungen sorgen und in den besten Restaurants der Welt wie selbstverständlich auf der Weinkarte zu finden sind, so zählen für Erich Polz jun. vor allem die Südsteiermark DAC Gebietsweine zu den Aushängeschildern des Sortiments. „Dieser Wein ist unsere Herkunft und bedeutet für die Kunden den Einstieg in die Welt der Polz-Weine“, sagt Polz, der zukünftig auch ein Augenmerk auf ausgewählte Parzellen einzelner, bedeutender Rieden richten will und hier für Weinkenner als Ergänzung im Spitzensegment eigene Weine vinifizieren wird. Polz: „Ab sofort geht es nur mehr um die Fokussierung auf das Wesentliche und Ursprüngliche. Also genau um das, was Polz einst ausgemacht hat und wofür wir heute Fans in aller Welt haben.“
Kurzporträt Erich Polz jun.:
Vom Weinberg auf das Dirigentenpult – und wieder zurück

Foto Philipp Horak
Februar 2021
Es ist eine spannende Lebensgeschichte, auf die Erich Polz jun. trotz seiner erst 36 Jahre zurückblicken kann: Aufgewachsen am berühmten Weingut seiner Familie, schien der Weg vorgegeben – nämlich gemeinsam mit Bruder Christoph irgendwann das Weingut zu übernehmen. Zunächst deutete auch alles in diese Richtung: Nach der Matura in Graz, studierte er Weinbau, Önologie und Weinwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien, dazu auch Wirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien, zwischendurch zwei Studienaufenthalte auf renommierten Weingütern in der Burgund in Frankreich.
Doch Erich begleitete immer noch eine zweite Leidenschaft – die Musik. Er sang im Chor, spielte intensiv Klavier und professionalisierte seine Talente während des Studiums in Wien dermaßen, dass er schließlich sogar mit den Philharmonikern auf einer Bühne stand. „Nach meiner zweiten Burgund-Reise kam ich zurück und wusste – ohne Musik wird es nicht gehen.“ Das war im Dezember 2007. Er verließ BOKU und WU und begann 2008 das Dirigierstudium am Konservatorium in Wien. Der Vater sagte damals, einen Künstler werde die Familie schon erhalten können. Erich Polz jun. aber reifte rasch zu einem der aufstrebendsten Dirigenten heran: 2013 schloss er das Dirigierstudium mit Auszeichnung ab, er war u.a. Assistent und Chordirektor im Team der Tiroler Festspiele Erl von Gustav Kuhn, leitete das Neujahrskonzert 2017 des Symphonieorchesters St. Gallen und dirigierte beim steirischen Kulturfestival „Styriate“. „Nebenher“ führte er das Weingut Thallern in Niederösterreich, das seine Familie gepachtet hat.
Dann folgte das Jahr 2020. Ein Jahr, in dem die Familie die Nachfolge des Weingutes Polz regeln wollte und aus diesem Grund das über Jahrzehnte entstandene komplizierte Geflecht an Unternehmen im Besitz der Familie strategisch auflöste. Zu diesem Zweck verkaufte man die Anteile an sämtlichen Unternehmungen der Brüder Erich und Walter Polz zunächst an ein externes Unternehmen. Zurückgeholt wurde schließlich nur mehr das Herz des Familienunternehmens – nämlich das Weingut in Strass mit den legendären Polz-Lagen wie Grassnitzberg, Hochgrassnitzberg und Obegg sowie der dazugehörige Buschenschank. Die Leitung des Weinguts ging an Erich Polz jun. „Es fühlte sich vom ersten Moment richtig an. Genau so, als wäre ich nie weggewesen.“
Nun ist Erich Polz jun. also das neue Gesicht des traditionsreichen Weinguts. Und er hat konkrete Pläne: Weitere Reduzierung der Anbauflächen von einst 105 Hektar auf etwas unter 80 sowie die Umstellung auf biologisch-organische Bewirtschaftung. Bereits zugesagte Engagements als Dirigent erfüllt Polz noch, dann ist Schluss. „Dann bin ich das, was ich eigentlich immer war – Weinbauer.“ Die Kunst und die Beschäftigung mit der Musik werden ihn aber auch bei dieser Tätigkeit begleiten. Polz: „Als Dirigent lernst du das Führen eine Gruppe, von der du weißt, dass jeder Einzelne in seinem Bereich besser ist als du selbst. Diese Erfahrung ist eine große Ressource und wichtig für all das, was wir jetzt vorhaben.“
Interview mit Erich Polz jun.:
„Wir wollen Menschen mit unseren Weinen berühren“

Foto Philipp Horak
Februar 2021
Wofür steht die Marke Polz?
Erich Polz jun.: Polz ist Tradition. Herkunft. Viele Menschen, die sich heute mit Wein beschäftigen, haben vor 25, 30 Jahren begonnen Wein zu trinken. Das war die Zeit, als der Weinbau in der Steiermark aufblühte. Damals war Polz neben anderen Kollegen in der ersten Reihe mit dabei. Somit begleiten wir viele Weintrinker seit Jahrzehnten. Und das nicht nur in Österreich. Ein großer Verdienst des Weingutes ist, dass die Konstanz immer gegeben war. Diese Verlässlichkeit hat auch etwas Grundsolides. Genau darauf wollen wir nun aufbauen und zukünftig darüber hinaus noch etwas mehr zulassen.
Was soll dieses „etwas mehr“ sein?
Ich bin überzeugt, dass unsere Weine an Lebendigkeit zulegen können. Wir wollen das Terroir, also die Salzigkeit und die Würze unserer Kalkböden, noch besser in den Wein bekommen. Die Zeit der fetten und saftigen Weine, die durchaus einmal ihre Berechtigung hatten, die ist vorbei. Heute mischen wir uns immer weniger in die Vinifikation ein. Das bedeutet zum Beispiel keine Batonnagen – alles weg, was zu viel Materie macht. Es geht um Struktur im Wein und um Energie. Da können wir aufgrund unserer einzigartigen Lagen wie Hochgrassnitzberg, Grassnitzberg oder Obegg weiter an Spannung im Glas zulegen.
Wie kann das gelingen?
Natürlich braucht es da zuerst eine konkrete Vorstellung in meinem Kopf. Die Hauptakteurin aber ist die Rebe – und die wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. Ich muss ein Gefühl für die Rebe entwickeln: Wie ist der Rebstock beschaffen, wie ist die Altersstruktur, wie die Lage, wie der Boden? Wenn ich die Rebe in ihrer Gesamtheit verstehe, kann ich die Bewirtschaftung, den Lesezeitpunkt und auch den Ausbau im Keller darauf abstimmen. Wenn diese Prozesse stimmig sind, dann spürt man das auch im Wein. Genau diese Lebendigkeit können wir noch stärker herausarbeiten.
Wie entscheidend ist für diesen Prozess die Entflechtung der komplizierten Unternehmensstruktur, die 2020 vollzogen wurde?
Durch den Generationenwechsel war es einfach notwendig geworden, eine saubere Lösung zu finden. In der Landwirtschaft kannst du keine unternehmerischen Entscheidungen treffen, wenn zu viele Menschen mitsprechen. Es braucht eine persönliche Vision – und diese muss man umsetzen können. Kompromisslos. Ansonsten wird auch im Glas nichts Kompromissloses drin sein. Jetzt heißt es also zurück zu den Wurzeln, um die Konzentration auf das Wesentliche zu lenken – nämlich auf den Wein. Also kein Hotelbetrieb mehr, auch die Vinofaktur in Vogau ist nicht mehr im Unternehmen. Die Weinflächen haben wir von 105 Hektar auf 85 reduziert, in Zukunft sollen es etwas unter 80 sein. Zudem ist die Umstellung auf biologisch-organische Bewirtschaftung bereits eingeleitet.
Sie standen vor einer großen Karriere als Dirigent. Nun übernehmen Sie in vierter Generation das traditionsreiche Weingut ihrer Familie. Gibt es Parallelen?
Nach 13 Jahren in der Musik hat es mich dann doch irgendwie zurück gezogen. Es fühlt sich sehr richtig an, was gerade alles passiert. Wie die Reben so bin auch ich mit dem Ort hier verwurzelt. Das Schöne an der Arbeit als Weinbauer ist es, dass ich meine Hände in der Erde habe. Der Künstlerberuf dagegen hat ja eher etwas Schwebendes. Das eine findet in der Luft statt, das andere am Boden – was auch eine gewisse Art von Erdung voraussetzt. Am Ende ist Wein nämlich ebenso kompromisslos wie Musik. Entweder es entsteht etwas Faszinierendes – oder eben nicht. Mit meinen Weinen will ich die Menschen berühren. Genau daran arbeiten wir hier jeden Tag.
Polzblitz! Eine neue Marke für neue Märkte.
Polz bündelt, nach Jahren mit Lebensmittel-Einzelhandel Zweit- und Drittmarkenstrategie, auch am breitenwirksamsten Weinkaufsektor seine Stärken und präsentiert mit Polzblitz eine neue, „frische“, authentische Polz-Marke. Polzblitz heißen künftig fünf Weine (Sauvignon Blanc, Chardonnay, Weißburgunder, Welschriesling und Gelber Muskateller), die mit höchster Qualität, nicht zu wenig Frucht, großer Leichtigkeit, einer Idee Humor und durchaus auch mit Niveau punkten.
UND in Sekunde 1 stolz von sich behaupten, Weine aus dem exzellenten Hause Polz zu sein. Eine legere Weinmarke, die neben dem Lebensmitteleinzelhandel auch in entspannten Gasthöfen, lässiger Bistronomie und legeren Restaurants zu reüssieren vermag. Ein niederschwelliger Eintritt in die Welt von Polz – produziert aber mit derselben Leidenschaft und dem Qualitätsanspruch wie bei den Kernmarken und Flaggschiff en des Weingutes.
Polz